Gregor Schneider : Ernst Franz Vogelmann-Preis für Skulptur 2023

Gregor Schneider
 
Gregor Schneider
Gregor Schneider

Gregor Schneider erhält den Ernst Franz Vogelmann-Preis für zeitgenössische Skulptur 2023 und eine von Rita E. Täuber kuratierte Ausstellung.
 
Schneider erfährt die Ehrung aufgrund seiner Werke, die seine Kunst mit Intellektualität, Architektur, Bildhauerei und Historie vereint.
 
Während man bei manch anderen Preisauslobungen bisweilen sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass es bei der Wahl der Preisträgerin beziehungsweise des Preisträgers eher darum geht, sich als Vergabeinstitution in den Vordergrund zu spielen, sich mit der Künstlerin beziehungsweise dem Künstler zu schmücken und dem Zeitgeist und -geschmack zu erliegt, gibt die Ernst Franz Vogelmann-Stiftung samt Auswahlkommission und Jury ein völlig anderes Bild ab. Das Procedere sagt viel aus über Anspruch und Zielsetzung. 
 
In der Vergangenheit wurden mit dem Ernst Franz Vogelmann-Preis für Skulptur  Roman Signer, Franz Erhard Walther, Thomas Schütte, Richard Deacon und Ayşe Erkmen geehrt. Und nun Gregor Schneider.
 
Ihm wurde und wird nicht selten mit Unverständnis bis Argwohn begegnet. Diese Menschen scheinen mit Schneider’ Kunst überfordert zu sein. Die Inhalte berühren die Vergangenheit (und die Gegenwart), etwa die des Dritten Reiches. Hieran erinnert zu werden, lehnen viele Deutsche ab. Das macht sie verdächtig, was deren Missmut und ihre Aggressivität fördern.
Nie bleibt es bei einer blossen Darstellung. Der Künstler beansprucht gesellschaftliche Ereignisse, indem er zumTeil sich auf Vergangenes bezieht und hierbei die Gegenwart nicht übersieht. Der Faktor Erinnerung hilft in gesellschaftlicher Hinsicht zu erkennen, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit ein tägliches Ereignis bedeutet und zu verstehen ist, dass Kunst als Aussage über Verhältnisse eine Chance offeriert, das Bewusstsein zu bemühen.
 
Sich mit der Kunst von Gregor Schneider auseinander zusetzen, heisst, Einkehr zu halten. Assoziationen sind weniger angebracht und könnten einer Ablenkung dienen oder der Flucht vor Erkenntnissen Vorschub leisten.
 
Der Sterberaum, anlässlich Gregor Schneider’ Ausstellung in der Bundeskunsthalle Wand vor Wand (Kurator Ulrich Loock, Ausstellungsleitung Susanne Kleine) thematisierte, fand Beachtung und Bedeutung.
 
Gregor Schneider, "Sterberaum" (détail),"Wand vor Wand", Bundeskunsthalle, Bonn
Gregor Schneider, „Sterberaum“ (détail),“Wand vor Wand“, Bundeskunsthalle, Bonn
Die Wege durch den Ausstellungs-Parcours entlang der meist schwarzen Wände wiesen auf Verhältnisse in der Gesellschaft (Armut, Flucht, Raumnot, Gefängnis-Zellentrakt Guantánamo) hin, teilweise können sie auch eigene betreffen. Das ist nicht problematisch. Das dient der Auseinandersetzung, die Gregor Schneider in seiner höflichen Art anregt, aber nie dominiert.
 
Durch den Besuch seiner Ausstellungen eröffnen sich Chancen für das Bewusstsein und die Bewusstwerdung.  Die sich ergebenen Konfrontationen mit dem Ich unterstreichen die Relevanz seiner Kunst. Man kommt zur Besinnung.
 
Wie etwa im Haus u r (Kurator Udo Kittelmann, Deutscher Pavillon, Esposizione internazionale d’arte di Venezia 2001) in Venise. Erinnern kann man sich an Räumlichkeiten (zum Beispiel das Treppenhaus), nicht nur an Räume – weil die jeweilige Situation stets eine andere ist, sei es die eigene psychische, sei es die eigene physische Verfassung betreffend, sei es der aktuelle Ort. Schneider wurde für seinen Biennale Beitrag mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.
 
Gregor Schneider, Haus ur (détail), Deutscher Pavillon, Esposizione internazionale d'arte di Venezia, Venise - Venedig
Gregor Schneider, „Haus ur“ (détail), Deutscher Pavillon, Esposizione internazionale d’arte di Venezia, Venise – Venedig

Die Inauguration des Leopold Hoesch Museums in Düren – nach mehrjähriger Umbauzeit – wurde seinerzeit gleichzeitig auch zur Verleihung des Peill-Preises 2008 an Gregor Schneider genutzt. 

Schneider holte einen Teil der Marienstrasse in das Kunsthaus – Ausschnitt des kompletten Trottoir dieser Strasse mit Laternenmast und Gulli zeigte Gregor Schneider  Alles stammt aus der Gemeinde Inden-Pier, die dem Braunkohletagebau zum Opfer fiel. Dass dabei den damaligen Bewohnerinnen und Bewohnern durch Entwurzelung kolossales Elend zugefügt wurde, machte die Arbeit Schneiders unmissverständlich deutlich.
 
Gregor Schneider, "Marienstrasse", Leopold Hoesch Museum, Düren
Gregor Schneider, „Marienstrasse“, Leopold Hoesch Museum, Düren
Wohl kaum ein Künstler in Deutschland greift so intensiv in das Leben und seine Empfindsamkeiten bis Befindlichkeiten ein, widmet sich so sensibel, mutig und intellektuell mit gesellschaftlichen Verhältnissen wie Gregor Schneider. Das spiegelt auch die Kontroverse um seine Überlegungen zum Thema Sterben und Tod.

Mehrfach setze sich Gregor Schneider in seinen Kunstwerken mit Themen von Wissen und Gewissen, von Vergangenheit und Zukunft, von Leben und Tod auseinander. Offensichtlich haben einerseits herrschende Kreise noch keinen Zugang in Schneider’s Kunst gefunden oder sind gar intellektuell und kulturell überfordert, andererseits scheint Betroffenen in ihrer Unterschiedlichkeit ein passabler Weg des Widerstandes (noch) verbaut zu sein.

Dennoch: Jean-Luc Godard sagte in seinem wunderbaren neuen Film Le livre d’images:  …. Nous ne sommes pas assez tristes pour rendre le monde meilleur 

Allein Schneider’ Exposition E N D, kuratiert von Susanne Titz, in dem Museum Abteiberg mit die monumentalen Skulptur unterstrich seine Intention von Erleben und Erfahren. Der schwarze Eingang schuf ein Ortsgefühl, das eine Orientierungslosigkeit provozierte aber keine Bedrohung meinte.
 
Gregor Schneider, "END" (détail), Museum Abteiberg, Mönchengladbach
Gregor Schneider, „END“ (détail), Museum Abteiberg, Mönchengladbach
Schneider mahnt nicht, klagt nicht an – tritt nie belehrend auf. Und das führt in Teilen der Gesellschaft zu erheblichen Irritationen. Und Ablehnung ist oft die Folge. Damit ignorieren sie nicht nur die Gegenwart, auch die Vergangenheit erfährt Verneinung. Diese Reaktionen bedeuten keine gute Zukunft, haben Perspektivlosigkeit im Schlepptau.
 
Aktueller denn je sind und bleiben Gregor Schneider’  Œuvre.
 
Zu dem monetären Preis gehört eine umfangreiche Ausstellung in der Kunsthalle Vogelmann / Städtisches Museum Heilbrionn, in der Werke von Gregor Schneider zu sehen sind wie Film und Streaming, Skulpturen, Räume, Wohnungen, Marienstrasse, Lager und auch den Eingang des Totes Haus  u r  – und ein Katalog.
Die bilinguale Publikation (Deutsch / Englisch), erschien in der Snoeck Verlagsgesellschaft,  beinhaltet umfangreiche Abbildungen und Texte von Rita E. Täuber, Marc Gundel, Harry Mergel, Norman Rosenthal, N. Schmidt und einer Gesprächsaufzeichnung Gregor Schneider mit Karl-Josef Weiß-Striebe, ISBN 978-3-86442-421-2.
 
Gregor Schneider – Kunsthalle Vogelmann / Städtisches Museum Heilbronn, 15. Juli bis 29. Oktober 2023, 15. Juli 2023 Preisverleihung, Rathaus Heilbronn, 11h30
 

Gregor Schneider : Prix Ernst Franz Vogelmann pour la sculpture 2023.

Gregor Schneider, "Marienstrasse" (détail), Leopold Hoesch Museum
Gregor Schneider, „Marienstrasse“ (détail), Leopold Hoesch Museum

.Gregor Schneider reçoit le prix Ernst Franz Vogelmann pour la sculpture contemporaine 2023 et une exposition dont le commissaire est Rita E. Täuber.
 
Schneider reçoit cet honneur en raison de ses œuvres qui associent son art à l’intellectualité, à l’architecture, à la sculpture et à l’histoire.

Alors que l’on ne peut parfois s’empêcher de penser que le choix du lauréat vise plutôt à se mettre en scène en tant qu’institution décernant le prix, à se parer de l’artiste et à succomber à l’esprit et au goût du jour, la fondation Ernst Franz Vogelmann, son comité de sélection et son jury dressent un tout autre tableau. La procédure en dit long sur les exigences et les objectifs. 

Par le passé, le prix Ernst Franz Vogelmann pour la sculpture a été décerné à Roman Signer, Franz Erhard Walther, Thomas Schütte, Richard Deacon et Ayşe Erkmen. Et maintenant aussi à Gregor Schneider.

Il n’est pas rare qu’il soit accueilli avec incompréhension, voire avec méfiance. Ces personnes semblent être dépassées par l’art de Schneider. Le contenu touche au passé (et au présent), par exemple au Troisième Reich. De nombreux Allemands refusent qu’on leur rappelle ce sujet. Cela les rend suspects, ce qui favorise leur mécontentement et leur agressivité.

 Il ne s’agit jamais d’une simple représentation. L’artiste revendique des événements sociaux en se référant en partie au passé et en n’oubliant pas le présent. Le facteur de mémoire aide à reconnaître, d’un point de vue social, que la confrontation avec sa propre personnalité est un événement quotidien et à comprendre que l’art, en tant que déclaration sur les conditions, offre une chance de s’efforcer à la prise de conscience.
S’intéresser à l’art de Gregor Schneider, c’est se recueillir. Les associations sont moins appropriées et pourraient servir de distraction ou favoriser l’écoulement des connaissances.

L’exposition de Gregor Schneider à la Bundeskunsthalle, intitulée Sterberaum Wand vor Wand (commissaire Ulrich Loock, direction de l’exposition Susanne Kleine), avait attiré l’attention et revêtait une grande importance.

Gregor Schneider, "Wand vor Wand" (détail), Bundeskunsthalle Bonn, Bonn
Gregor Schneider, „Wand vor Wand“ (détail), Bundeskunsthalle Bonn, Bonn

Les chemins à travers le parcours de l’exposition, le long des murs généralement noirs, indiquaient des conditions dans la société (pauvreté, fuite, manque d’espace, cellule de prison de Guantánamo) – parfois, elles peuvent aussi concerner les nôtres. Cela ne pose pas de problème. Cela sert le débat que Gregor Schneider suscite à sa manière courtoise, sans jamais le dominer.
 
En visitant ses expositions, des possibilités de prise de conscience et d’éveil s’ouvrent.  Les confrontations avec son propre moi qui en résultent soulignent la pertinence de son art. On en arrive à la réflexion.

Comme par exemple dans la  Haus u r  (commissaire d’exposition Udo Kittelmann, Pavillon allemand, Esposizione internazionale d’arte di Venezia 2001) à Venise. On peut se souvenir d’espaces (par exemple la cage d’escalier), pas seulement de pièces. Car la situation est toujours différente, qu’il s’agisse de son propre état psychique ou physique ou du lieu actuel. Scneider a reçu le Lion d’or pour sa contribution à la Biennale.

Gregor Schneider, "Haus ur" (détail), Deutscher Pavillon, Esposizione internazionale d'arte di Venezia, Venise - Venezia, Venise - Venedig
Gregor Schneider, „Haus ur“ (détail), Deutscher Pavillon, Esposizione internazionale d’arte di Venezia, Venise – Venezia, Venise – Venedig

L’ouverture du musée Leopold-Hoesch à Düren – après plusieurs années de travaux de rénovation – a également été l’occasion, à l’époque, de décerner le prix Peill 2008 à Gregor Schneider. 

Schneider a fait entrer une partie de la Marienstraße dans le musée – il a montré une partie du trottoir complet de cette rue avec un lampadaire et une plaque d’égout. Tout provient de la commune d’Inden-Pier, qui a été victime de l’exploitation à ciel ouvert du lignite. Le travail de Schneider a clairement montré que les habitants de l’époque ont subi une misère colossale en raison du déracinement. Renate Goldmann était la commissaire de l’exposition.

Peu d’artistes en Allemagne interviennent aussi intensément dans la vie et ses états d’âme, se penchent avec autant de sensibilité, de courage et d’intellect sur les conditions sociales que Gregor Schneider. Cela se reflète également dans la controverse autour de ses réflexions sur le thème de l’agonie et de la mort. 

À plusieurs reprises, Gregor Schneider a abordé dans ses œuvres d’art les thèmes du savoir et de la conscience, du passé et de l’avenir, de la vie et de la mort. Manifestement, d’une part, les cercles dominants n’ont pas encore trouvé accès à l’art de Schneider ou sont même dépassés intellectuellement et culturellement, et d’autre part, les personnes concernées, dans leur diversité, semblent (encore) privées d’une voie de résistance passable.

Et pourtant, Jean-Luc Godard disait dans son merveilleux nouveau film Le livre d’images : …. Nous ne sommes pas assez tristes pour faire du monde un endroit meilleur .

L’exposition  E N D  de Schneider au musée Abteiberg, dont le commissaire était Susanne Titz, et sa sculpture monumentale soulignaient à elles seules son intention de vivre et d’expérimenter. L’entrée noire créait un sentiment de lieu qui provoquait une perte de repères, mais ne constituait pas une menace.

Schneider n’exhorte pas, n’accuse pas – il ne fait jamais la leçon. Et cela provoque une irritation considérable dans certaines parties de la société. Et le rejet en est souvent la conséquence. Non seulement le présent est ignoré, mais le passé subit lui aussi un déni. Ces réactions ne sont pas synonymes d’avenir radieux, mais d’absence de perspectives.
L’œuvre de Gregor Schneider est et reste plus actuelle que jamais.
 
Le prix en espèces est accompagné d’une vaste exposition à la Kunsthalle Vogelmann / Städtisches Museum Heilbrionn, dans laquelle on peut voir des œuvres de Gregor Schneider comme le film et le streaming, des sculptures, des pièces, des appartements, la Marienstrasse, le camp et aussi l’entrée de la Maison  u. r –  et un catalogue.

La publication bilingue (allemand / anglais), parue chez Snoeck Verlagsgesellschaft, contient de nombreuses illustrations et des textes de Rita E. Täuber, Marc Gundel, Harry Mergel, Norman Rosenthal, N. Schmidt et un enregistrement d’une interview de Gregor Schneider avec Karl-Josef Weiß-Striebe, ISBN 978-3-86442-421-2.

Gregor Schneider – Kunsthalle Vogelmann / Städtisches Museum Heilbronn, du 15 juillet au 29 octobre 2023, 15 juillet 2023 Remise des prix, Hôtel de ville de Heilbronn, 11h30

Gregor Schneider
 
Ernst Vogelmann Preis / Ernst Franz Vogelmann-Stiftung
 
Städtisches Museum Heilbronn / Kunsthalle Vogelmann 
 
Bundeskunsthalle
 
Leopold Hoesch Museum
 
Museum Abteiberg
 
Deutscher Pavillon / Biennale Venedig /  Institut für Auslandsbeziehungen