Christian Boltanski – Portrait sur une rétrospective (Paris)
Paris – Grand Palais – Monumenta
Seinerzeit, das war 2010, schuf der grosse contemporäre französische Künstler mit seiner Installation Personnes (Monumenta) – Commissaire Catherine Grenier – https://www.grandpalais.fr/node/4763 ein riesiges Terrain für das Gewissen und die Erinnerung. Zum richtigen Zeitpunkt, in den frühen Tagen des Januar, verwandelte Boltanski das Innere des Pariser Grand Palais zu einem Hort des nachdenklichen Schauderns – Associationen an Flucht, Vertreibung, und Gedanken an den Holocaust waren nicht abwegig. Die klirrende Kälte in dem historischen Gebäude nahe der Seine unterstrich die Empfindungen.
Œuvre – Intention
Vielmehr fordern – gar provozieren – seine doch tief versinnlichten Lebensäusserungen in Form der Œuvre die Betrachterinnen und Betrachter zu einer Auseinandersetzung mit ihm , seinen Erlebnissen und Gefühlen auf – und zwangsläufig bis konsequent mit sich selber.
Boltanski, nie ein Heimzahler, kein Prophet der Häme, dem ebenso Motive eines Revanchismus nicht in den Sinn kämen, wie ihm aber auch keine protagonistische Ambitionen eines (künstlerisch-intellektuellen) Revisionismus zu unterstellen wären ……
Das macht ebenso seine Werke so relevant, historisch wie aktuell.
Mit Personnes sah er eine Chance der Fortführung des begonnenen Projekts Les archives du coeur.
Aufgefallen sind seine Arbeiten nicht nur, weil er mehrfach Teilnehmer der documenta (5., 6. und 8.) war oder im französischen Pavillon anlässlich der L’Esposizione Internazionale d’Arte, La Biennale di Venezia (2011) ausgestellt wurde (Commissaire Jean-Hubert Martin).
Shanghai – Stage Memory
Die in Shanghai, Power Station of Art http://powerstationofart.com/cn/ – http://powerstationofart.com/en/ , sehende Exposition war keine Neuauflage von Personnes. Das wäre in vielerlei Hinsicht auch unmöglich bis unsinnig gewesen.
Die Power Station präsentierte Christian Boltanski erstmalig in China: Monographie und Rétrospective – http://www.powerstationofart.org/en/exhibition/Christian-Boltanski-Storage-Memory.html .
Jean-Hubert Martin führte Boltanski’s Werke zusammen. Storage Memory beinhaltete unter anderem Installationen, Sounds und Videos – auch das in Paris damals erlebte Les archives du coeur.
Diese umfangreiche Kunstausstellung war zugleich Teil des Croisements-Festivals 2018 http://www.chinatoday.com.cn/ctfrench/2018/tt/201804/t20180413_800126979.html – gefördert von der französischen Botschaft in China und unterstützt vom Institut français http://www.institutfrancais-pekin.com/fr und der Fondation Cartier pour l’art contemporain https://www.fondationcartier.com .
Christian Boltanski findet nun mit der zu erlebende Rétrospective im Centre Pompidou Würdigung: https://www.centrepompidou.fr/cpv/agenda/event.action?param.id=FR_R-923dc3544a7f9d4b17cd6b64be8382ed¶m.idSource=FR_E-923dc3544a7f9d4b17cd6b64be8382ed
Der Titel der grossartigen Exposition Faire son temps ist interpretationswürdig. ….
Seine Zeit absitzen, lässt unterschiedliche Schlüsse zu. Man kann die Zeit absitzen durch Passivität und Ignoranz der Verhältnisse. Man kann die Zeit absitzen, um auf das Lebensende zu warten. Man kann die Zeit „absitzen“, indem man sie beobachten und reagiert. Zum letzteren Moment gehört er.
Boltanski sieht sich aber nicht in einer abwartenden Position. Dazu investiert er in seine Kunst so viel Energie, Gefühle und Hoffnung, sodass bei Betrachtung der Werke neben einer Betroffenheit zugleich sich zugleich auch Mut einstellt. Das Centre Pompidou zeigt nun den so wichtigen Artisten und präsentiert ein aussergewöhnliches Lexikon, in dem es sich wahrhaft lohnt zu lesen – in dem Leben von Christian Boltanski. Die Ausstellung wurde von Bernard Blistène in Kooperation mit Annalisa Rimmaudo kuratiert.
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