Anastasia Khoroshilova : Venise – Paris – Lugano

Anastasia Khoroshilova  – jetzt in Lugano

Anastasia Khoroshilova
Anastasia Khoroshilova, „Khutsistova“, Esposizione internazionale d’arte di Venezia, Biblioteca Zenobiana del Temanza Cento Studi e Documentazione della Cultura Armena Dorsoduro, Venise

Die Esposizione internazionale d’arte di Venezia zeigte seinerzeit НОВОСТИ ИЗ ВЕНЕЦИИ – NOVOSTI IZ VENEZII (Nachrichten aus Venedig). Und auch das Pariser Maison Européenne de la Photographie www.mep-fr.org liess sich diese eindringliche, bedrückende, künstlerische wie historische bedeutsame Installation, Titel VIELLE ACTU,  der russisch-deutschen Artistin Anastasia Khorshilova nicht entgehen.

Anastasia Khoroshilova
Anastasia Khoroshilova,  „Rita Sidakova“, Maison Europeenne de la Photographie, Paris

Nun fand das Œuvre eine Heimat: Museo d’arte della Svizzera italiana, LAC Lugano Arte e Cultura in Lugano www.masilugano.ch .

Das Museum nahm die Arbeit Anastasia Khorshilova in ihre Sammlung auf – aus dem Fundus der Artphilein-Foundation http://www.artphilein.org.
Die Collection des LAC-Museums umfasst neben regionalen Künstlerinnen und Künstler wie Giovanni Battista Discepoli, Pier Francesco Mola und Giuseppe Antonio Petrin auch Kunstschaffende anderer Epochen der Kunstgeschichte, der modernen und contemporären , zum Beispiel Edgar Degas, Pierre-Auguste Renoir, Camille Pissarro, Gabriel Orozco, Rineke Dijkstra und Thomas Struth. Nun auch Anastasia Khoroshilova.

Anastasia Khoroshilova
Anastasia Khoroshilova,  „Rita Sidakova“, „Svetlana Tsgocva“, „Khutsistova“, (v.l.n.r.), Esposizione internazionale d’arte di Venezia, Biblioteca Zenobiana del Temanza Cento Studi e Documentazione della Cultura Armena Dorsoduro, Venise

In Venedig wurde НОВОСТИ ИЗ ВЕНЕЦИИ – NOVOSTI IZ VENEZII erstmalig und mit Unterstützung des Museum of Modern Art Moskau http://www.mmoma.ru präsentiert. Der geeignete Rahmen war die Biblioteca Zenobiana del Temanza Cento Studi e Documentazione della Cultura Armena Dorsoduro. Dass hierbei Assoziationen zu dem von der Türkei begangenen Völkermord an Armenierinnen und Armeniern aufkamen, war nicht absurd.

Starie Novosti (Alte Nachrichten) bezogen sich auf schlimme Ereignisse in Beslan (Nordossetien) am 1.September 2004, dem Tag des ersten Schuljahres. Mütter begleiteten ihre Kinder auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt, die Schule. Terroristen überfielen die Stadt und ermordeten über 300 Menschen, unter ihnen viele Kinder. Die Eltern litten unter ihrem Verlust. Familien verloren hierdurch ihre Souveränität, Ehen zerbrachen. Doch rasch kehrte man zur Tagesordnung zurück. Und zurück blieben die lebenden Opfer dieser Tragödie. Zeit ist schnelllebig.
Der Künstlerin ging es um das empfundene Leid, die kollektive Erinnerung. Alle Mütter ertrugen ähnliches Schicksal, was sie verband – die Möglichkeit, den Verlust des Kindes zu ertragen und die unbeschreibliche Trauer zu überwinden.

Anastasia Khoroshilova
Anastasia Khoroshilova,  „Khutsistova“, Maison Europeenne de la Photographie, Paris

Face-à-face laufen auf kleinen Monitoren internationale Nachrichtenbeiträge, die sich seinerzeit mit dem Drama beschäftigten. Die Gegenüberstellung von der Aktualität, dass Mütter immer noch hierunter leiden, vermutlich traumatisiert und ohne Hilfe – die rasch in Vergessenheit geratenen Meldungen im Fernsehen und in der Gesellschaft sind für die Künstlerin Anlass der Auseinandersetzung mit individuellem Gedächtnis und kollektivem Bewusstsein.

Die grossen grünen modifizierten Transportkisten beherbergen sowohl Leuchtkästen mit portraitierten Müttern als auch vis-à-vis kleine Monitore, die damalige internationale Nachrichtenbeiträge als Loop über dieses erschütternde Ereignis zeigen.

Die Türen dieser Schatullen könnten Betrachterin oder Betrachter auch einfach schliessen, wovon wohl niemand Gebrauch zu machen wagt. Das könnte vielleicht als Ignoranz verstanden oder als blosses Vergessenwollen vermutet werden.

Oder man geht die Konfrontation mit den Bildnissen von Frauen, deren Blicke mehr ausdrücken, als die Fernsehberichte vermitteln, empathisch und solidarisch ein, spendet Trost.

Anastasia Khoroshilova, (Portrait)
Anastasia Khoroshilova, Maison Europeenne de la Photographie, Paris

Anastasia Khoroshilova, gebürtig in Moskau, Absolventin der Folkwang Universität, gibt neben ihrem künstlerischem Engagement ihr Wissen und Können weiter: Sie lehrt an der Rodchenko Art School / The Rodchenko Moscow School of Photography and Multimedia (Московская Школа фотографии и мультимедиа им) http://www.mdfschool.ru .

Anastasia Khoroshilova – Starie Novosti (Old news) bis 27.August 2017.

Museo d’arte della Svizzera italiana
LAC Lugano Arte e Cultura
Piazza Bernardino Luini 6
CH – 6901 Lugano
Telephon 0041588664230
info@masilugano.ch
www.masilugano.ch

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10h – 18h
Donnerstag 10h – 20h

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