Pour la Liberté des Arts – Der Blog für die Freiheit der Künste
René Burri – La rétrospective par le livre
René Burri – œil averti
Wer es nicht in die von Fonds photographiques und dem Musée de l’Elysée (bis 3.Mai 2020 – interimsweise geschlossen) präsentierte Rétrospective (Commissaies Mélanie Bétrisey, Marc Donnadieu) schafft, ist bei der im Verlag Scheidegger & Spiess https://www.scheidegger-spiess.ch/index.php?pd=ss&lang=de&page=books&book=1127 erschienenen Publication bestens aufgehoben. Explosition des Sehens, so der Titel des Buches, editiert von Mélanie Bétrisey und Marc Donnadieu, das über das Ziel eines regulären Ausstellungskatalogs ganz weit hinaus schiesst, skizziert nicht nur Burri’s Weg als Photograph. Auch auf sein künstlerisches Wirken als Grafiker und Cinéaste wird eingegangen.
Dass natürlich die Photographie seitenfüllend die Hauptsache ist, liegt auf der Hand. Während er eher mit seinen monochromen Lichtbildern bekannt wurde (und ist), sind die Farbaufnahmen nicht weniger uninteressant.
Ohne Zweifel, geben s/w-Photographien Situationen und Menschen sehr oft konsequenter wieder; könnten doch unter Umständen Farben etwa von dem Geschehen ablenken oder die Intentionen verschleiern. In der Wahl, monochrom oder en couleur lediglich als ein variables Stilmittel zu sehen, wird die Tatsächlichkeit von Photographie und des eigentlichen Auftrages, nämlich der Dokumentation, verkannt. Deswegen ist und bleibt der Einsatz dieses Genre im Bereich zum Beispiel der Werbung höchst umstritten – oder gilt als Missbrauch an diesem Medium.
Tiefe Einblicke in Burri’s Lebens- und Arbeitsweisen schenkt das Buch. Man erfährt sehr viel über ihn und von ihm, wie er sich bewegte, von seinen Ambitionen, Motivationen und Inspirationen. Bedeutsam über ihn zu wissen als Mensch, als Photograph, als Zeichner.
Das vielfach veröffentliche Portrait des so wichtigen Arztes und Politiker Ernesto Che Guevara sagt viel aus über Empathie und Haltungen. Von Opportunismus, der heute in dem Milieu der Photographie oftmals praktiziert wird, keine Spur in seinen Bildern. Der scharfe Blick, Stil und Charme – das machten auch seine Persönlichkeit aus.
Les pyramides de René Burri ….
Mit René Burri`s Zeichnungen beschäftigte sich zuletzt noch die Ausstellung in Arles (Les Rencontres de la Photographie d’Arles https://www.rencontres-arles.com/fr ) https://www.rencontres-arles.com/fr/recherche?s=René+´Burri . In der beschaulich bis intim gestalteten Ausstellung im Salle Henri Comte (Commissaires Clotilde Blanc-Burri und Sam Stourdzé) liessen René Burri’s Collagen, Aquarelle, Zeichnungen und Photographien nachvollziehen.
Allein seine Malerei gerechtfertigt eine separate Exposition. Das von Studio Marie Lusa dans un bleu lumineux gestaltete Buch (Übersetzung Annalisa Viviani und Rainer von Savigny, Lektorat Eva Dewes und Sandra Leitte) zeigt Burri’s Umgang mit Stift und Pinsel.
Es sollte in keiner Bibliothèque fehlen: René Burri – Exposition des Sehens, Scheidegger & Spiess, ISBN 978-3-85881-661-0