Harald Naegeli, heute 3sat – 21h55

Harald Naegeli
 
Harald Naegeli
Harald Naegeli

Während Harald Naegeli (Pseudonym Harry Wolke) zunächst in seiner Heimat, die Schweiz, gerichtlich verfolgt und belangt wurde, (Freiheitsstrafe …), ging man in Deutschland mit seinen gesprühten Kunstwerken etwas anders, milder, um.

Sicherlich, es gab hier und dort schon Verfahren gegen ihn. Einige stuften sein Wirken als Sachbeschädigung ein. Zuletzt noch bemühten noch zwei Kläger das Düsseldorfer Amtsgericht um Satisfaktion:

Affentheater um das Goldene Kalb – Urbane Kunst versus Kapitalismus oder wie frei ist die Kunst im öffentlichen Raum ….?

Im April 2019 hatte sich das Amtsgericht Düsseldorf mit dem erlassenen Strafbefehl  (600,00 EUR) gegen Harald Naegeli zu befassen – es ging um Sachbeschädigung, es ging um öffentliche Kunst, seine Kunst.

Anlass der damaligen Strafanzeigen, erstattet von einem Grundeigentümer und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste : Naegeli hatte am 8.Oktober 2016 auf der Fassade eines Privathauses in der Volmerswerther Strasse (Düsseldorf) ein Graffito-Werk angebracht. Ferner sprühte der gebürtige Zürcher Artist auf die rückseitige Beton-Gebäudewand der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste am 21.Oktober 2016 in der Zeit zwischen 20h37 und 20h50 zwei Flamingos.

Für die Beseitigung der Kunst machte der Privatière 416,00 EUR geltend, während die Wissenschaften- und Künste-Akademie 376,65 EUR von dem Urheber forderte. Das war unstreitig.

Interessanter vielmehr, wie mit Kunst im öffentlichen Raum umzugehen sei. Dass Naegeli seinerzeit mit einem weiteren Werk auf dem Gelände einer Tankstelle in Düsseldorf zur Fassandengestaltung beitrug, gab für den Betreiber keinen Anlass zu einem Strafantrag – im Gegenteil. Die Veränderung des Erscheinungsbildes dieser Fläche –  gegen Willen des Eigentümers –  führte offensichtlich im Nachhinein zur Akzeptanz gegenüber Naegli’s Kunst.

Sachbeschädigung ohne Substanzveränderung ?

Ein Aspekt in dem Verfahren schien keine Mehrheit zu finden:
Erfüllen die Graffiti von Harald Naegeli den Straftatbestand einer Sachbeschädigung ohne Substanzveränderung ?

Will man differenzieren, so lässt sich vermutlich eine Mehrheitsmeinung finden, dem Grundeigentümer für eine farbliche Wiederherstellung der betreffenden Wand die Kosten zu erstatten.

Viel bedeutender war und ist, dass ausgerechnet die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste den anerkannten Künstler wegen der Wandarbeiten strafrechtlich verfolgen liess. Die Schandflecken, die beiden Wasservögel, für Naegeli Sinnbild von Freiheit und Utopie, mussten weg – da werden Erinnerungen wach nach entarteter Kunst ….

Sachbeschädigung, ein Antragsdelikt….

Dass die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste sich offensichtlich noch eines Besseren besann, indem sie mit Telefax vom 29.März 2019 (!) ihre Strafanzeige zurücknahm, änderte letztlich nichts. Zu spät kam die Einsicht. Offenbarte doch das Begehren nach Bestrafung des Künstlers Einstellung und Verhältnis zur Kunst. Welch ein Schaden für die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste  – petit-bourgeois!

Täter – Opfer – Ausgleich ….

Das Amtsgericht beschloss, das gegen Harald Naegeli existierende Strafverfahren gemäss § 153 a StPO  vorläufig einzustellen – mit folgenden Auflagen: Naegeli hat die erwähnten Aufwendungen den Geschädigten – bereits vorher schon durch seinen Verteidiger, den Kölner Rechtsanwalt Gerhard Schaller,  vorgetragen – zu ersetzen sowie 500,00 EUR an das Kinderhospiz zu zahlen – der einzig positive Aspekt des Verfahrens, so prozessual vernünftig aus das Resultat sein mag. Und dass Harald Naegeli für seine künstlerischen Aktivitäten nicht mit Strafe belegt wurde.

Verwehrt wurde dem Schweizer Künstler im Gerichtssaal nach Ende der Hauptverhandlung, sein Gedicht vorzutragen:

Harald Naegeli
Harald Naegeli

Harald Naegeli:

Die Weisheit der Wolke
Unser Leben ist eine Wolke
Wir kommen und verschwinden
Wir verschwinden und kommen wieder
Wir blitzen und donnern
Wir lachen und weinen
Und weil wir lachen und weinen
schaffen wir die Kunst.

 

Mit der Verleihung des Kunstpreises 2020 der Stadt Zürich, verbeugt sich die Commune vor ihrem Künstler. Zugleich nimmt Zürich die in den siebziger Jahren in den städtischen Parkhäusern realisierten Werke in den Kunstbestand auf.

 Als Sprayer von Zürich wurde er in Deutschland bekannt. 
Seine  einzig-artigen Wandbilder – lediglich als Graffit bis stree-art zu bezeichnen, lässt Ahnungslosigkeit  bis Unwissenheit vermuten – sind anspruchsvoll, intellektuell und von einer grossartigen Mystik, poetisch und philosophisch. Leider fanden sie damals wie jetzt nicht die Aufmerksamkeit und Wertschätzung im Gegensatz zu anderen heutigen bekömmlichen, relativ populären, netten, manchmal kitschigen und gefälligen Spray-Werken. Naegeli’ Kunst war ihrer Zeit voraus und hätte heute eine Zukunft. 

Seine Kunststücke auf kargem Beton waren und sind filigrane Zeichnungen, im Grunde Skulpturen auf Stein, monochrome Gemälde. Mit seinen Werken monierte er gesellschaftspolitische Verhältnisse wie etwa Umweltverschmutzung, Tierquälerei. Opponierte gegen Chemiekonzerne,  und nahm sich auch andere relevanten Themen vor. Das unterscheidet ihn massiv von denen, die mit ihren opportunistischen Graffitis auf der Welle des Zeitgeistes Massengeschmack bedienen und mit ihren bunten Wandbildern bei Auktionen unverständlich horrende Erlöse erzielen – Ablasshandel unter angeblichen künstlerischen Konditionen.

Umso so wichtiger und wertvoller sollten Naegeli’s Exponate als Kulturgut geehrt und geschützt werden.

Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich– Der Film – eine Hommage 

Nun entstand über sein künstlerisches Engagement ein Film von Nathalie David,  den 3sat heute erstmals heute um 21h55 zeigt (in der Mediathekk bis 3. Januar 2023 disponibel). Produziert von PS Film & PITCHOUNPRODUCTION et la Radio Suisse Romande, SRF Radio et télévision suisse.

Harald Naegeli mit Benjamin von Blomberg, Christoph Doswald, Regine Helbling, Markus Kägi, Corine Mauch, Pfarrer Christoph Sigrist, Susanne Stamm, Hans Martin Ulbrich, Mirjam Varadinis.
Ein Portrait über den Mensch und den Protagonisten dieser Kunst. Der Film zeichnet nach, was Naegeli geschaffen hat und informiert über seine Vorhaben. Dass Naegeli Kunstgeschichte schrieb, davon weiss der Film ebenso zu berichten wie der Künstler ein Beispiel für die Freiheit der Kunst verkörpert.
 
Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich –   Buch, Regie: Nathalie David;  Kinematographie: Nathalie David, Adrian Stähli; Schnitt Nathalie David;  Nachvertonung / Tonmischung: Kurt Human, Julian Joseph; Musik: Andrina Bollinger, Sophie Hunger; Weltrechte: PS Film GmbH: Pitchounproduction. ISAN: 0005-6E99-0000-1-0000–0000-Y
 
 

Harald Naegeli, aujourd’hui 3sat

Alors que Harald Naegeli (pseudonyme Harry Wolke) a d’abord été poursuivi en justice dans son pays d’origine, la Suisse (peine de prison …), l’Allemagne a traité ses œuvres d’art  d’une manière un peu différente, plus douce.

Certes, il y a déjà eu des procès contre lui ici et là. Certains ont considéré son travail comme une atteinte à la propriété. Dernièrement, deux plaignants se sont adressés au tribunal d’instance de Düsseldorf pour obtenir satisfaction:

Singerie autour du veau d’or – Art urbain versus capitalisme ou Quelle est la liberté de l’art dans l’espace public …. ?

En avril 2019, le tribunal d’instance de Düsseldorf a dû se pencher sur l’ordonnance pénale (600,00 euros) rendue contre Harald Naegeli – il s’agissait de dommages matériels, il s’agissait d’art public, de son art.

Motif des plaintes déposées à l’époque par un propriétaire foncier et l’Académie des sciences et des arts de Rhénanie-du-Nord-Westphalie : le 8 octobre 2016, Naegeli avait réalisé un graffiti sur la façade d’une maison privée de la Volmerswerther Strasse (Düsseldorf). En outre, le 21 octobre 2016, entre 20h37 et 20h50, l’artiste originaire de Zurich a tagué deux flamants roses sur le mur arrière du bâtiment en béton de l’Académie des sciences et des arts de Rhénanie du Nord-Westphalie.

Pour l’élimination de l’art, le privatiste a fait valoir 416,00 EUR, tandis que l’Académie des sciences et des arts a réclamé 376,65 EUR à l’auteur. Cela n’était pas contesté.

Ce qui est plus intéressant, c’est la manière dont il faut traiter l’art dans l’espace public. Le fait que Naegeli ait contribué à l’époque à l’aménagement de la façade d’une station-service à Düsseldorf avec une autre œuvre n’a pas donné lieu à une plainte pénale de la part de l’exploitant, bien au contraire. La modification de l’apparence de cette surface – contre la volonté du propriétaire – a manifestement conduit a posteriori à l’acceptation de l’art de Naegli.

Dommages matériels sans modification de la substance ?

Un aspect de la procédure ne semblait pas faire l’unanimité :
Les graffitis de Harald Naegeli remplissent-ils les conditions d’un délit de détérioration de biens sans modification de la substance ?

Si l’on veut faire une distinction, on peut probablement trouver une opinion majoritaire pour rembourser les frais au propriétaire foncier pour une remise en couleur du mur concerné.

Ce qui était et reste bien plus important, c’est que c’est justement l’Académie des sciences et des arts de Rhénanie-du-Nord-Westphalie qui a fait poursuivre l’artiste reconnu en justice pour les travaux muraux. Les taches de honte, les deux oiseaux d’eau, symbole de liberté et d’utopie pour Naegeli, devaient être enlevées – cela rappelle des souvenirs d’art dégénéré…. 

Dommage à la propriété, un délit sur plainte….

Le fait que l’Académie des sciences et des arts de Rhénanie-du-Nord-Westphalie se soit manifestement ravisée en retirant sa plainte pénale par télécopie du 29 mars 2019 ( !) n’a finalement rien changé. La prise de conscience a été trop tardive. La demande de sanction de l’artiste a révélé son attitude et son rapport à l’art. Quel dommage pour l’Académie des sciences et des arts de Rhénanie du Nord-Westphalie – petit-bourgeois !

Auteur – victime – compensation ….

Le tribunal d’instance a décidé de suspendre provisoirement la procédure pénale engagée contre Harald Naegeli conformément au § 153 a du code de procédure pénale – avec les obligations suivantes : Naegeli doit rembourser les dépenses mentionnées aux victimes – déjà présentées auparavant par son avocat de la défense, l’avocat Gerhard Schaller de Cologne – et verser 500,00 euros à l’hospice pour enfants – le seul aspect positif de la procédure, aussi raisonnable que soit le résultat du point de vue procédural. Et que Harald Naegeli n’ait pas été sanctionné pour ses activités artistiques.

L’artiste suisse s’est vu refuser la possibilité de lire son poème dans la salle d’audience à la fin du procès :

Harald Naegeli:

La sagesse du nuage
Notre vie est un nuage
Nous venons et disparaissons
Nous disparaissons et revenons
Nous lançons des éclairs et des coups de tonnerre
Nous rions et nous pleurons
Et parce que nous rions et pleurons
nous créons l’art. 
 
En décernant le Prix d’art 2020 de la ville de Zurich, la Commune s’incline devant son artiste. En même temps, Zurich intègre dans son patrimoine artistique les œuvres réalisées dans les années 70 dans les parkings de la ville. Il est devenu célèbre en Allemagne en tant que Sprayer von Zürich
Ses peintures murales uniques en leur genre – se contenter de les qualifier de graffiti ou de stree-art laisse supposer l’ignorance, voire la méconnaissance – sont exigeantes, intellectuelles et d’un grand mysticisme, poétiques et philosophiques. Malheureusement, à l’époque comme aujourd’hui, ils ne suscitaient pas l’attention et l’estime, contrairement à d’autres œuvres en spray d’aujourd’hui, digestes, relativement populaires, gentilles, parfois kitsch et plaisantes. L’art de Naegeli était en avance sur son temps et aurait un avenir aujourd’hui. Ses œuvres d’art sur du béton austère étaient et sont toujours des dessins en filigrane, en fait des sculptures sur pierre, des peintures monochromes.
 
Harald Naegeli
Harald Naegeli, Aktion gegen Tierversuche in Düsseldorf  – Action contre l’expérimentation animale à Düsseldorf, Düsseldorf

Avec ses œuvres, il dénonçait des conditions sociopolitiques telles que la pollution et la cruauté envers les animaux. Il s’est opposé aux entreprises chimiques et a également abordé d’autres thèmes importants. C’est ce qui le distingue massivement de ceux qui, avec leurs graffitis opportunistes, surfent sur la vague de l’esprit du temps pour satisfaire le goût des masses et qui, avec leurs peintures murales multicolores, réalisent des recettes faramineuses et incompréhensibles lors des ventes aux enchères – un commerce d’indulgences sous de prétendues conditions artistiques.Les œuvres de Naegeli devraient d’autant plus être honorées et protégées en tant que bien culturel.

Harald Naegeli – le sprayeur de Zurich – le film – un hommage 

Son engagement artistique a fait l’objet d’un film de Nathalie David, que 3sat diffuse aujourd’hui pour la première fois à 21h55 (disponible dans la médiathèque jusqu’au 3 janvier 2023).
Produit par PS Film & PITCHOUNPRODUCTION et la Radio Suisse Romande, SRF Radio et télévision suisse.

Harald Naegeli avec Benjamin von Blomberg, Christoph Doswald, Regine Helbling, Markus Kägi, Corine Mauch, le pasteur Christoph Sigrist, Susanne Stamm, Hans Martin Ulbrich, Mirjam Varadinis.
Un portrait de l’homme et du protagoniste de cet art. Le film retrace ce que Naegeli a créé et informe sur ses projets. Le film montre que Naegeli a écrit l’histoire de l’art et que l’artiste est un exemple de la liberté de l’art.
 
Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich – scénario, réalisation : Nathalie David ; réalisation cinématographique : Nathalie David, Adrian Stähli ; montage Nathalie David ; postproduction / mixage sonore : Kurt Human, Julian Joseph ; musique : Andrina Bollinger, Sophie Hunger ; droits mondiaux : PS Film GmbH : Pitchounproduction. ISAN: 0005-6E99-0000-1-0000–0000-Y

 
 
3sat
 
 Filmcoopi Zürich(Verleih / Distribution)
https://www.filmcoopi.ch/movie/harald-naegeli-der-sprayer-von-zurich
 
Galerie
 
Edition Staeck