Gregor Schneider – Raum-Nöte und Wände
Hier von einer Rétrospective zu sprechen – Gregor Schneider’s Ausstellung Wand vor Wand in der Bundeskunsthalle – absurd, man wird ihm (und ihr) nicht gerecht. Denn, seine so bedeutenden Werke sind nur en détail und nie gesamt wieder zu präsentieren.
Ähnlich geht es in dem Moment, sich an seine Räume (irgendwo) erinnern zu wollen, wie etwa im „Haus u r“ (Kurator Udo Kittelmann, Esposizione internazionale d’arte di Venezia 2001) in Venise. Erinnern kann man sich an Räumlichkeiten (zum Beispiel das Treppenhaus), nicht an Räume. Weil die jeweilige Situation stets eine andere ist, sei es die eigene psychische, sei es die eigene physische Verfassung betreffend, sei es der aktuelle Ort.
Der Besuch dieser grossartigen und tief beeindruckenden Exposition in Bonn – das Haus (Kurator Ulrich Loock, Ausstellungsleitung Susanne Kleine) ist für sie prädestiniert, macht das deutlich.
Und „Wand vor Wand“ ist unbedingt im Pariser Grand Palais (Monumenta) zu zeigen und dem dortigen Publikum nicht vorenthalten ….
Die Wege durch den Ausstellungs-Parcours entlang der meist schwarzen Wände weisen auf Verhältnisse in der Gesellschaft (Armut, Flucht, Raumnot, Gefängnis-Zellentrakt Guantánamo) hin, teilweise können sie auch eigene betreffen. Das ist nicht problematisch. Das dient der Auseinandersetzung, die Gregor Schneider in seiner höflichen Art anregt, aber nie dominiert.
Die Sparsamkeit der Räume, ihre teilweise Kälte, die laufende Dusche, der Schimmel an der Decke, der fast quälenden Gang durch die Röhre bis zu dem Sterbezimmer…. Das Leben pur. Der Künstler lässt er den Besucherinnen und Besuchern aber eine Chance, sich zu entziehen, auch wenn die Ausstellung keinen „Not-Ausgang“ anbietet. Ein ‚Zurück‘ gibt es nicht – nach ‚Vorne‘ aber – Perspektiven!
Die Bereitschaft des an Europas wichtiger Kunstakademie Düsseldorf Lehrenden, Mitmenschen an seiner Welt (und Biographie) zu partizipieren, bietet Chancen. Schneiders Erlebnisse, Erfahrungen, Betrachtungen und Gedanken von Leben, Existieren bis zum Tod, denen er durch sein künstlerisches Schaffen Ausdruck verleiht, sind philosophisch. Und auch das machen seine Kunstwerke so wertvoll. Auch die, die hier nicht zu sehen sind.
Gregor Schneider, einer der so wichtigen und grossen deutschen Künstler…
Gregor Schneider „Wand vor Wand“ – bis 19.Februar 2017 (Katalog zur Ausstellung: Gregor Schneider „Wand vor Wand“, herausgegeben von Ulrich Loock, 2016 ISBN 978-3-95476-178-4, DISTANZ Verlag)
Kunst- und Ausstellungshalle der
Bundesrepublik Deutschland
Friedrich-Ebert-Allee 4 / Museumsmeile
53113 Bonn
Telephon 00492289171200
info@bundeskunsthalle.de
www.bundeskunsthalle.de
Öffnungszeiten:
Dienstag und Mittwoch 1oh-21h
Donnerstag bis Sonntag 10h – 19h sowie
am 31.Dezember 2016 10h -16h,
2.Januar 2017 10h -19h,
geschlossen am 24.Dezember 2016