Klaus Staeck – 80 Jahre ….

Klaus Staeck – unentwegt

Klaus Staeck
Klaus Staeck, „Sand fürs Getriebe“ (détail), Museum Folkwang, Essen

Nein, ein Provocateur ist Klaus Staeck http://klaus-staeck.de nicht. Diese Titulierung ist unpassend – und trifft nicht. Es wäre zu simpel, sein künstlerisches Engagement etwa als provokant oder gar querulatorisch zu bezeichnen. Animateur ist er. Mit seinen Grafiken, mit seinen Gedanken, seinen Appellen. Das zeigt die Ausstellung Sand fürs Getriebe im Museum Folkwang www.museum-folkwang.de (Kurator René Grohnert).

Klaus Staeck, Détail aus der Ausstellung "Sand fürs Getriebe", Museum Folkwang
Klaus Staeck, „Sand fürs Getrieben“ (détail), Museum Folkwang, Essen

Die Schau ist rétrospectiv angelegt – von 1971 bis heute. Staeck hat immer etwas zu sagen – stets zutreffend. Er kommt nicht daher als deutscher Oberlehrer, Klugscheisser bis Besserwisser. Seine Äusserungen in Form von Grafik und Druck, Plakaten und Postkarten, in Form seiner Kunst stellen Fragen zu Verhältnissen, mahnen Auseinandersetzungen mit Umständen an, fordern, nicht tatenlos zu sein, zu bleiben.

Klaus Staeck (Nr. 90 310); "Reisewarnung"Klaus Staeck (Nr. 90 310); "Reisewarnung"Klaus Staeck (Nr. 90 310); "Reisewarnung"
Klaus Staeck,  (Nr. 90 310); „Reisewarnung“
Klaus Staeck, Détail aus der Ausstellung "Sand fürs Getriebe", Museum Folkwang
Klaus Staeck. „Sand fürs Getrieben“ (détail), Museum Folkwang, Essen

So haben nicht selten seine Kunstwerke mehr als nur den Unmut aus in sich ruhenden Teilen der Gesellschaft hervorgerufen. Bestimmte Unternehmungen, etwa die Produzenten von Kriegsgerät und Lebensfeindlichkeit zergelten den Künstler vor Gericht, wie auch andere ertappte Firmen – allerdings erfolglos. Doch so mancher Prozess zog sich in die Länge – etwa 9 Jahre – kräfte- und finanzzehrend, fast zermürbend. Doch Klaus Staeck hielt stand und durch. Und hatte Erfolg.

Klaus Staeck, (Portrait)
Klaus Staeck

Reaktionäres Rollkommando stürmt Ausstellung

Seine Expositionen fanden über die vielen Jahre nicht überall ein wertschätzendes Echo. Sie geriet eine 1976 in der Parlamentarischen Gesellschaft in Bonn zu einem Skandal.
Die Veranstaltung wurde von einem reaktionären Rollkommando mit Philipp Jenninger, Carl-Ludwig Wagner, Lothar Haase sowie Richard Stücklen, Carl Otto Lenz und Hansjörg Häfele überfallen. Staeck’ Plakate galt die Attaque des rechten Politmobs aus Reihen der CDU und CSU. An Werken, die sich etwa mit Zuständen in Chile befassten, liessen sie ihr kriminelles Tun aus. Interessant: Weder diesem Herrn Stücklen, ehemals Mitglied der NSDAP und dann Mitbegründer der bayerischen Regionalpartei CSU, hatte der Auftritt seiner Karriere später geschadet – er schaffte es 1979 zum Präsidenten des Deutschen Bundestages wie auch sein Kumpan Herr Jenninger, der zunächst 1982 für zwei Jahre als Staatsminister im Bundeskanzleramt tätig war und dann dem Bundestag präsidial vorsass. Offensichtlich wurden die nie strafrechtlich gewürdigten Taten als Dumme-Buben-Streiche postpubertärer Berufsjugendlicher abgehackt – anderenfalls gesetzlichen Anspruch auf Resozialisierung garantiert.

Klaus Staeck
Klaus Staeck, „Sand fürs Getriebe“ (1986), Düsseldorf

Staeck liess und lässt aber nicht locker. Als unermüdlicher Mahner verbindet er seine Kunst als Grafiker mit der Relevanz politischer Thematisierung gesellschaftlicher Zu- und Missstände, indem er sich einerseits auf das Wesentliche an Text beschränkt und zum anderen das richtige Motive für ein Plakate mit einer beeindruckenden Präzision schafft. Diese Symbiose schärft mehr als nur die Sinne.

Klaus Staeck, (Portrait)
Klaus Staeck, (détail) (1985), Kunstmuseum Düsseldorf, Düsseldorf

Klaus Staeck – Gerhard Steidl

Die Übersichtsschau streift auch die ersten Anfänge der Staeck’s Druckgrafik und zeigt den Beginn einer intensiven Kooperation mit Gerhard Steidl https://steidl.de/Kuenstler/Klaus-Staeck-0627404556.html .

Demokratie – Animation

Für den Jubilar bedeutet Demokratie  Aufforderung, sich zu engagieren, sich einzumischen. So sind auch eine plakativen Exponate aufzufassen. Nicht von ungefähr ist auch der Ausstellungstitel Sand fürs Getriebe und nicht Sand im Getriebe zu lesen. Letzterer käme einer Allmacht-Phantasie gleich, die nicht Klaus Staeck’ Haltung entspräche. Seine Auftritte sind stets ohne jede Attitüde von Arroganz. Er nimmt sein Gegenüber ernst und mit. Das fehlt heute in der Politik….

Programm – Katalog

Ein Programm mit Künstler und Kurator-Führung (16.März 2018, 18h), Podiumsdiskussion (22.März 2018, 18h) mit Klaus Staeck, Les Schiesser, Daniel Brahm, René Grohnert, Isabel Hubschmid und Stefan Koldehoff (Moderation) nebst Katalog Klaus Staeck Sand fürs Getriebe, Édition Folkwang/Steidl, 2018, ISBN 978-3-95829-435-6 begleiten die Ausstellung.

Klaus Staeck, (Portrait)
Klaus Staeck

Herzliche Glückwünsche lieber Klaus Staeck zum 80. – am 28.Februar 2018 !

Klaus Staeck – Sand fürs Getriebe – 8.April 2018
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Telephon 0049 201 88 45 160
info@museumfolkwang.essen.de
www.museum-folkwang.de

Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch, Samstag, Sonntag 10h – 18h
Donnerstag, Freitag 10h – 20h

Öffentliche Verkehrmittel
Strassen- und U-Bahnlinien 101, 106, 107, 108, U11 – Rüttenscheider Stern

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