Wer (ver-) kaufte die Photographie-Sammlung ?
Während es im ersten Moment wohl einen Anlass zu euphorischer Stimmung in Düsseldorf gab, als die Anschaffung einer Sammlung von Photographien der Berliner Galerie Kicken für den städtischen Kunstpalast bekannt wurde, scheint mittlerweile diese Atmosphäre durch den
Blick auf diesen Handel von kritischen Stimmen überschattet zu werden.
So sollen die Photographien den Medien zufolge nicht dem Wert entsprechen: Dem Wert hinsichtlich der Photographien-Historie, die hinter der erworbenen Sammlung Kicken vermutetet wurde, dem Wert der Qualität und dem Wert – was das gesamte Paket anbelangt.
Die Stadt Düsseldorf respektive die steuerzahlende Bürgerschaft gab sich offensichtlich generös, indem sie die gewaltige Summe von über 8 Millionen EURO aufbrachte. Vermutlich spielte hierbei auch die Vorstellung eine Rolle, mit dem Ankauf in der Welt der Photographie punkten zu können und mit diesem neuen Schatz in Deutschland zu glänzen sowie der Commune am Rhein einen grösseren Stellenwert in puncto Kunst (und Photographie) zu garantieren: Düsseldorf als bedeutender Standort für die Photographie, davon ging man wahrscheinlich aus, auch der Kunstpalast.
Doch der Schein trügt, zumindest dem ausführlich und penibel recherchierten Artikel von Kolja Reichert Schau der Werte – FAZ vom 19. September 2020 – nach.
Ohne auf die wohl seit Jahren bestehenden geschäftliche Beziehungen zwischen dem jetzigen Direktor des Kunstpalastes – welcher seinerzeit als Sammlungsleiter im Städel Museum tätig war und damals für dieses Photographien von der Galerie Kicken kaufte – und der Galeristin näher einzugehen, wirft der Bilderhandel Fragen verschiedener Thematiken auf.
Sie beziehen sich etwa darauf, warum nicht amtlich bestellte Gutachter hinzugezogen wurden, wie man die tatsächliche Qualität der gesamten Ware im kunsthistorischen Sinne festgestellt haben will – und wie die riesige Summe überhaupt zustande kam.
Es ist mehr als nur Geschmäckle oder nur pikant. Und wäre es gar nicht so absurd zu ahnen, wenn die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hier einen Anfangsverdacht vermuten würde?
Das Procedere um den Erwerb dieser Photographien (und viel mehr) ist ein grosses Problem geworden ….
Denn das alles hat der Photographie einen massiven Schaden zugefügt.
Wo sie doch seit Jahren um berechtigte Anerkennung als wirkliches Genre der Kunst ringt und wirbt. Wo künstlerische Photographinnen und Photographen in ihrer Authentizität ungeachtet des Kunstmarktes Werke schaffen. Wo Galerien als Pioniere der Kunst in ihrer Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit etwa auch junge, unbekannte Kunstschaffende protegieren und der Vielfalt Raum schenken. All diese Ambitionen und Motivationen geraten in Misskredit.
Auch Museen, eigentliche Orte des zu schützenden Gutes Kunst, verspielen das öffentliche Vertrauen, indem sie sich an undurchsichtigen Geschäften beteiligen.
Leidtragende sind und bleiben besonders die Künstlerinnen und Künstler.
Während die Kunst (Photographie) als Teil gesellschaftlicher Lebensäusserung eine relevante Rolle innehat, führt so ein Geschehnis wie dieses Händeln zu der verständlichen Auffassung, dass Kunst lediglich der Macht und dem Geld dient. Und nun ?
Kunst hilft – eigentlich.