Cindy Sherman : Stuttgart – Hamburg – Antwerpen

Cindy Sherman

Cindy Sherman wurde in deutschen Museen bisher fast keine Aufmerksamkeit geschenkt. 
 
Nach wie vor gibt man dem maskulinen Part in der Kunst den Vortritt. Der wiederum schmückt sich mit Begriffen wie Autorenphotographie oder humanistische Photographie – Bezeichnungen, die nicht selten von sich aufspielenden männlichen Knispern mit aufgeblasenen Biographien in Anspruch genommen werden. 

Gerade im Genre Photographie tummeln sich so viele dieser Figuren, die auffallend mit solchen Beschreibungen hantieren und dabei ihre Ahnungslosigkeit offenbaren. Allein die Bezeichnung humanistische Photographie ist absoluter Unfug. Und unter Autorenphotographie verbirgt sich eine Signifikanz, die nur auf wenige der lichtbildenden Zunft zutrifft. Auffallend und wohltuend sind da die raren Ausnahmen – von bekannten und weniger bekannten Photographen.
 
Dennoch: Photographinnen sind die besseren (maskuline Ausnahmen bestätigen dies). Sie sind authentischer, empathischer, politischer, emotionaler, mutiger, ehrlicher, solidarischer, kritischer, kohärenter, kreativer, bescheidener, innovativer….
 
Cindy Sherman, bewundernswert ihre Beständigkeit, grossartig ihr konsequentes Wirken, unwahrscheinlich ihre Souveränität. Mit Photographien greift sie gesellschaftlich relevante Themen auf, mischt sich ein und leistet als Künstlerin einen relevanten politischen Beitrag. Ihre Werke entziehen sich nicht dem Gedächtnis. Sie bleiben, mahnen, motivieren, fordern.

Zum Teil nie präsentierte Werke  Cindy Sherman’s  waren in der seinerzeit von Suzanne Pagé  kuratierten Rétrospetive  in der Fondation Louis Vuitton des Jahres zu sehen sein. Ein grosser Fächer öffnete seine Blattseiten,  offenbarten Portraits mit unterschiedlich Bezügen. Sie befassten sich etwa mit komischen Figuren (Clowns), Männer, mit der vielschichtigen Historie, Katastrophen, der Mode, Filmstils, Paaren, Wandgemälden….
 
Noch andere Portraits stellten die Thematik, an der sich französische und internationale Künstlerinnen und Künstler aus der Louis Vuitton Collection beteiligten und das Sujet auf ihre Art interpretierten.
Cindy Sherman hatte sie ausgewählt und begab sich damit in einen Dialog mit ihnen. Es ging hier um Installation, Photographie, Malerei, Medien, Skulptur und Video. Diese parallele Ausstellung war gleichzeitig die neue Präsentation von The Collection, Crossing View.

Wer Cindy Sherman mit der letztlich oberflächlichen Modewelt in Verbindung bringt, sucht eine Verbündete in dieser Scheinwelt und offenbart  mangelndes Selbstbewusstsein und findet in der Déguisement Schutz.

Für Cindy Sherman bedeutet die Kostümierung eine Ausdrucksform, im Grunde ein Medium, mit dem sie eine Situation, ein Ereignis, ein Problem thematisiert oder kritisiert.

In Anti-Fashion, so der von Alessandra Nappo kuratierten Ausstellung, lässt sich Sherman’ Auseinandersetzung mit kulturellen und gesellschaftlichen Zu- und Umständen nachvollziehen. Ihre Verkleidung  ist das Resultat einer intensiven Reflexion mit gesellschaftlichen Erscheinungen, Klischees, Rollenverhalten bis Selbstverständnis.