Bettina Rheims derrière les murs

Nehmen sich Photographinnen und zu portraitierende Personen ernst, erwarten ein akzeptables visuelles Resultat von ihren Begegnungen, so setzt das unbedingt ein gegenseitiges Vertrauen voraus.
Wer ist Garantin solcher Rendenz-vous ? Wer gilt als Repräsentatin im Genre der feministischen Portrait-Photographie: Bettina Rheims.
Seit vielen Jahren setzt sich die Künstlerin mit Persönlichkeiten auseinander, forscht mittels Camera, zeichnet Bildnisse auf. Während Rheims in der Vergangenheit soziale Studien betrieb, unter anderem in Bereichen Schauspiel, Tanz und Mode teils unbekannte Darstellende in die Öffentlichkeit holte, kamen später berühmte Grössen etwa des Films hinzu.
Ihr aktuelles Œuvre betrifft Gefangene
Jegliche Intimität ist einer Inhaftierten genommen, etwa durch die Unterbringung in einer Gemeinschaftszelle. Auch ist sie von abrupten (schikanösen) Kontrollen ihres Kerkers durch das Gefängnispersonal nicht geschützt. Lediglich ihre Gefühle und Gedanken sind der Öffentlichkeit verborgen. Und ihr Selbstwertgefühl ?
Das Buch zu den Photographien….
Zu lesen und zu sehen in Détenues ….. bei Éditions Gallimard http://www.gallimard.fr/Catalogue/GALLIMARD/Blanche/Detenues.

Avant-Propos: Détenues …..
Robert Badinter intervenierte, insistierte, wohl wissend ob Bettina Rheims Qualität als Photographin, auf eingeschlossene Frauen zuzugehen.
Mit Rheims verbindet er Möglichkeiten der Wiedergabe von Persönlichkeiten, auch wenn der Freiheitsentzug diese zu unterdrücken versucht. Badinter weiss nur zu gut, welche Konsequenzen die Bedingungen des Gefängnisaufenthaltes haben. Sie führen zu Gesichts- und Intimlosigkeit. Was bleibt, ist nur der Weg in die innere Freiheit. Robert Badinter, auch renommierter früherer Justizminister, ist und war sich bewusst, dass Bettina Rheims es gelingen wird, den inhaftierten Frauen – und wenn nur für einen Moment – ihren Glanz zurückzugeben, sich feminin, sich als wertschätzend. attraktiv und liebenswert zu fühlen und zu wissen. Und wie Recht Badinter hat(te).

Die Situation
Dass die von Bettina Rheims photographierten Frauen in vier Gefängnissen sich zu den Begegnungen entschlossen, lässt verschiedenes vermuten.
Es könnte mit ihrem Verletztsein zu tun haben. Von dem Kontakt mit Rheims ging eventuell eine heilende Wirkung aus. Ihre Wunden würden Öffentlichkeit erhalten, wie Schreie in der Stille. In der Situation mit der Camera wäre ein Empfinden von eigener Intimität wieder möglich, weil sich in der doch völlig ungewohnten Lage die Bedeutung von Scham erfahren oder wiedergewinnen liesse.
Rheims gibt den betroffen Frauen ganz viel wieder, ein Bild von sich selbst, innerlich wie äusserlich.
Die Portraits der 68 besuchten Frauen geben Auskunft – Empfindungen von Trauer, Enttäuschung, Hoffnung, Skepsis, Verzweiflung, Freude …..

Nedeije Laneyrie-Dagen: Détenues
Nedeije Laneyrie-Dagen schilderte in ihrem Text etwa die Association bei den Bildern, dass unter den zu sehenden Personen vielleicht ein Nachbarin sein könnte, Postbotin, eine Verkäuferin, eine Apothekerin ….
Laneyrie-Dagen will auf die Normalität eingehen, mithin den Gefangenen ihr gesellschaftliche Deklassierung nehmen. Auch spielt sie auf Bettina Rheims Vorbilder an wie Alphonse Bertillon. Der Anthropologe ging bei der visuellen Dokumentation mit einer Systematik vor, wobei allerdings dessen Motiv und Zweck keine Nähe zu Rheims Arbeitsweise finden – im Gegenteil.
Nedeije Laneyrie-Dagen sieht in Bettina Rheims Photographien die Wiedererlangung verlorener Profile. Auch wenn sich Formate en couleur wiederholen, gar einen seriellen Effekt darstellen (könnten), beinhaltet Bettina Rheims Werk Détenues grosse Denkwürdigkeit , eine Forderung an Menschlichkeit.
post-scriptum: Von Interesse – wenn auch hier nicht Thema – wäre schon von dem Anteil Männer an den Haftgründen der Frauen zu erfahren gewesen ….
Das nahe Paris gelegene Châteaux de Vincennes http://www.chateau-de-vincennes.fr/Actualites/Exposition-Detenues-de-Bettina-Rheims stellt Portraits bis 30.April 2018 aus.
Danach geht die Exposition in das Château de Cadillac nach Cadillac-sur-Garonne http://www.chateau-cadillac.fr/Actualites/Exposition-Detenues-de-Bettina-Rheims (1. Juni 2018 – 4.November 2018).
Bettina Rheims – Détenues. Éditions Gallimard, Collection Blanche, 2018 – ISBN : 978-2-07 276394 6
Librairie Gallimard
15, boulevard Raspail
75007 Paris
Téléphone 0033 1 45 48 24 84
Télécopie 0033 1 42 84 16 97
eMail : gallimard@librairie-gallimard.com
Öffnungszeiten:
Montag – Samstag 10h bis 19h30
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5 rue Gaston-Gallimard
75328 Paris cedex 07 FRANCE
Tél.éphone 0033 1 49 54 42 00
Télécopie 0033 1 45 44 94 03
http://www.gallimard.fr
Bettina Rheims – Détenues – Châteaux de Vincennes et de Cadillac – bis 30,April 2018
Châteaux de Vincennes
1 avenue de Paris
94300 Vincennes
Téléphone 0033 1 48 08 31 20
http://www.chateau-de-vincennes.fr
Öffnungszeiten:
Täglich 10h – 17h bis zum 23.September 2018
Öffentliche Verkehrsmittel – ab Paris:
Métro
Ligne 1 – Château de Vincennes
Bus
Lignes 8, 46, 56 – Porte de Vincennes und avenue de Paris
RER
RER A – Vincennes
Bettina Rheims – Détenues – Châteaux de Cadillac – 1. Juni 2018 bis 4.November 2018
Château de Cadillac
4, place de la Libération
33410 Cadillac-sur-Garonne
Télephone 33 5 56 62 69 58
Télécopie 33 5 56 62 60 73
Öffnungszeiten:
Täglich ausser Montag 10h – 12h30h – 14h – 17h30 ab heute bis 31.Mai 2018
Täglich 10h – 13h15h – 14h – 18h 1.Juni bis 30.September 2018
Täglich ausser Montag 10h – 12h30h – 14h – 17h30 1.Oktober bis 31.Dezember 2018